Bei dem Thema „Männerfilme" kommt man an „Fight Club" von David Fincher nicht vorbei. „Fight Club" ist ein zutiefst verstörender und betörender Film über wilde Männlichkeit, Gewalt und den Ausbruch aus allen gesellschaftlichen Konventionen. Ein Film ohne jegliche politische Korrektheit, so dass es schwer fällt, korrekt über ihn zu schreiben.

„Fight Club" ist der Gegenentwurf zu einer korrupten und gefühllosen Gesellschaft, in der Männer nur noch funktionieren, aber nicht mehr leben. Der Ich-Erzähler Jack (Edward Norton) entdeckt zusammen mit Tyler Durden (Brat Pitt) den Ausgang aus ihrer Isolation: Sie gründen den „Fight Club", eine geheime Organisation, in der Männer sich schlagen um sich zu fühlen. Sie hauen sich in rituellen Kämpfen das Gesicht blutig und erkennen sich im normalen Leben an ihren Wunden wieder. Tyler Durden, der charismatische Anführer des „Fight Clubs" ist in allem das genaue Gegenteil seines namenlosen Schülers. Der ist blass, schüchtern und von Selbstzweifeln gequält. Tyler Durden weiß dagegen instinktiv, wo es lang geht, er legt die Regeln fest und hat für alles einen Plan. Er ist hemmungslos und mitfühlend, auch wenn ihm jedes Mittel recht ist, um sein Ziel zu erreichen. Und sein Ziel ist Anarchie, die Bekämpfung des bestehenden Systems. Er will materiell als auch psychisch am Nullpunkt ankommen, um neu zu beginnen.

Das psychologisch Wertvolle an diesem Film ist, dass Tyler Durden und Jack ein und dieselbe Person sind! Auch wenn der Erzähler immer wieder daran zweifelt. Tyler Durden ist all das, was Jack sein könnte, wenn er seine moralischen Bedenken über Bord schmeißen würde. Er ist beides, der Zauderer und der Waghalsige, der blinde Gefolgsmann und der Anführer, der Gelangweilte und der Unberechenbare. Nur im Kampf, im „Fight Club" sind beide verbunden, verbunden mit all den anderen Männern, denen es gleich ergeht, die verzweifelt nach einem Sinn suchen und bereit sind, dafür jedes Risiko einzugehen.

Es drängt sich die Frage auf, ob MAN AT WORK auch ein Fight Club ist. Klare Antwort: nein! Denn wir schlagen uns nicht und planen auch nicht den Sturz des Finanzsystems durch das Legen von Bomben. Dennoch hat der Film für mich eine zentrale Botschaft für die Männerarbeit: Du bist Tyler Durden! Du hast dieselben Fähigkeiten wie er: stark, selbstbewusst, instinktiv, klar, mitfühlend und unvorhersehbar. Aber: In dem Moment, wo du gern so wärst wie er, hast du schon verloren. Du spaltest deine Fähigkeiten in Verlierer und Gewinner und stellst dich auf die Seite der Verlierer. Du projizierst dein Potential nach außen anstatt es zu leben. Und es zu leben, bedeutet, nicht mehr und nicht weniger als es zu tun: in den Fluss springen, dich auf deine Intuition verlassen, Risiko eingehen und dich laut und deutlich mitzuteilen. Viel Spaß!

 

   

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