Männergemeinschaften gibt es doch genug. Fußballmannschaften, die Bundeswehr, der Schützenverein und der Skatclub. Männer sind in den meisten Machtpositionen doch fast immer unter sich. Haben Männer mit Männern eigentlich Probleme? Zwischen Männern herrscht Konkurrenz und Machtgehabe. Wer ist besser, wer hat mehr zu bestimmen? Kommt eine Frau dazu, dann werden Männer schnell zu Rivalen. Auch wenn wir nicht mehr auf offenem Feld kämpfen, unterschwellig wirken Konkurrenz und Machtkampf weiter. Also kann kein Mann dem anderen Mann trauen. Gefühle zeigen? Unsicherheit zugeben? Hilflos sein? Unter Männern kein Thema.

Aber auch Männer haben Gefühle, sind unsicher und hilflos. Und es fällt ihnen schwer darüber zu sprechen. Es fällt schwer, das Bild des Machers abzulegen. Männer sind nach außen hin "taff" und nach innen einsam. Es ist kaum zu glauben, wie viel Männer über sich reden können. Wenn sie einen sicheren Rahmen haben, sich akzeptiert fühlen und Vertrauen aufgebaut haben. Wir erleben es immer wieder in den Männergruppen, dass Männer gar nicht mehr aufhören von sich zu reden. Unglaublich wie schwatzhaft sie seien können. Es ist so: Männer brauchen Männer. Sie brauchen einen unterstützenden Rahmen, der sie so annimmt wie sie sind und sie dennoch herausfordert. Männer haben nicht gelernt, anderen Männern zu vertrauen. Die Beziehung zum eigenen Vater ist der Schlüssel. Von ihm habe ich gelernt, wie nah sich Männer kommen können. Meist haben Männer gelernt, wie unerreichbar der Vater war. Physisch, d.h. körperlich nicht anwesend und psychisch, d.h. ohne Kontakt zu den Gefühlen des Jungen.

Frage einen Mann nach seinem besten Freund. Er hat einen, ja, mit dem kann er alles teilen, alles erzählen, der versteht ihn sogar ohne Worte. Aber vor 10 Jahren ist der Freund in eine andere Stadt gezogen und seitdem sehen sich die beiden höchstens einmal im Jahr. Der beste Freund ist eine Projektion, ein Bild für das, was man gerne hätte, im Alltag aber kaum lebt. Es gibt wenige Männer, die ihren Freund anrufen, wenn sie Stress mit ihrer Partnerin haben. Es gibt noch weniger Freundschaften, wo der Mann dem anderen Mann die Meinung sagt. Ihm den Spiegel vorhält, ihn kritisiert, seine Haltung in Frage stellt und dabei sein Freund bleibt. Wenn 2 Männer in Streit geraten, dann trennen sich ihre Wege. Dann ist es aus, denn das Bild des ewigen Kumpels, mit dem man durch Dick und Dünn geht, der immer gute Laune hat – dieses Bild hält einen handfesten Streit nicht aus. Können Männer streiten? Sicher, mit der Streitaxt und danach? Versöhnung? Zugeben von Fehlern? Wo habe ich denn das gelernt?

Der beste Freund, ein Ideal. Warum haben Männer nicht ein Netzwerk von Freundschaften, das sie hält und stützt? Wir schaffen in unseren Gruppen einen Männerkreis, der sich zunächst dadurch definiert, dass Frauen draußen bleiben. Männer unter sich. Wir schaffen einen echten Raum mit Nähe und Mitgefühl. Männerkreise haben eine uralte Tradition und der Junge wurde erwachsen, wenn er aus dem Schoß der Mutter ausgestoßen wurde und in den Männerkreis aufgenommen wurde. Wir können diese alten Rituale nicht wieder herstellen, aber wir können eine neue Männergemeinschaft herstellen, in der wir uns so zeigen wie wir sind.

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